So…?

Es naht sich wieder, das Fest für den Christ,
was auch nichts wirklich Überraschendes ist.
Wie jedes Jahr ist es nun soweit;
die fröhliche, hektische Weihnachtszeit
hält uns wie immer in Atem, auf Trab
und verlangt uns vier Wochen lang allerhand ab:

Einkäufe tätigen, basteln und backen,
(Eil)briefe schreiben, Geschenke einpacken …
Da wär noch so viel, was man tun soll und will,
doch dann ist es auf einmal und endlich ganz still.
Die Freude ist groß, wenn am Fenster ich seh:
In diesem Jahr rieselt er wirklich, der Schnee.
Im Haus ist es warm, voll “himmlischer Ruh”,
irgendwer singt “Halleluja” dazu

und mit mehr oder weniger Andacht im Sinn
blickt man nun auf die Bescherung hin.

Dass alle Wünsche sich erfüllt,
dass alle Sehnsüchte gestillt,
dass Freude herrscht und Heiterkeit
und überall Zufriedenheit,
das hoffen wir in jedem Falle
für Dich und Euch und Sie und alle.

Oder so?

“Wie, ist denn schon Dezember?”,
so fragt man im September
vor den Regalen, den übervollen,
mit Dominosteinen, Printen und Stollen.
Kann sich da Weihnachtsstimmung entfalten
und auch noch drei lange Monate halten?

Dann ist der erste Advent plötzlich da,
es klingeln die Kassen von ferne und nah.
Schon hat die Konsumwelle uns überrollt,
obwohl wir es eigentlich gar nicht gewollt.
“Weihnachten wird unterm Baum entschieden”,
so lautet die heutige Botschaft vom Frieden.
Mit von innen beleuchteten Weihnachtsmannen,
künstlichem Schnee und Plastiktannen
liegen wir machtlos in Lichterketten.
Ist Weihnachten denn noch zu retten?

Doch dann wird uns auf einmal klar:
Wir machen es anders in diesem Jahr.
Auf alle Zwänge und Feierpflichten
können wir leichten Herzens verzichten.
Beisammen sein, an andere denken,
statt überflüssige Dinge zu schenken,
an richtiger Stelle spenden und geben,
um dann das besondere Gefühl zu erleben
von Freiheit und Muße und friedlicher Zeit
inmitten von Hetze, Geschäftigkeit, Streit.
Wir fahren ins Gebirge, hinauf in die Höh`
zu lebendigen Bäumen und richtigem Schnee,
bestaunen, wenn auch aus ziemlicher Ferne,
wieder einmal die echten Sterne
und wünschen Euch zum Weihnachtsfest,
dass jeder es sich gut gehen lässt.

Oder so?

Vom Himmel hoch kommt keiner mehr,
Ställe und Krippen sind weitgehend leer.
Unsere Hirten hocken in Winterquartieren,
statt erwartungsvoll auf den Feldern zu frieren.
Zwar kommt ein Schiff geladen bis an den höchsten Bord,
es gleitet in den Hafen, doch wartet niemand dort.
Aus dem Morgenland die Weisen
sind ohne Ziel für Weihnachtsreisen.
Geflügelte Botschafter machen sich rar,
deren Kunde doch immer die gleiche war.
Man hört nur aus Gewohnheit hin,
versteht die Worte, nicht den Sinn.
Süßer läuten die Glocken schon,
ganz aktuell als Klingelton.
Die heilige Nacht ist laut und schrill,
deckt zu, was einsam, leer und still.
Jetzt müssen wir uns wohl bequemen,
die Verantwortung selbst zu übernehmen.
und ganz neu auf die Suche gehen,
in der Hoffnung, den einen Stern zu sehen,
der etwas in unseren Herzen anrührt,
einen jeden an seinen Festplatz führt,
wo er ein eigenes Licht ansteckt
und das alte Geheimnis neu entdeckt:

Nur Lichter, die wir selbst anzünden,
können uns dann wiederfinden,
wenn wir ihr strahlend helles Leuchten
in einer dunklen Stunde bräuchten.
Vielleicht war es ja so gedacht,
dass jeder von uns die Welt heller macht;
auf seine Art, an seinem Ort,
mit einer Tat, mit einem Wort.

Oder ganz einfach so?

Wäre ich die gute Fee,
ich schickte Dir ein bisschen Schnee,
Sternenglanz und Tannenduft,
Glöckchenklingen in der Luft,
ein frohes Herz und warme Füße
und allerbeste Weihnachtsgrüße.