Es scheint, dass Du dem Schicksal grollst,
weil Du nun älter werden sollst.
Das aber gibt uns Ziel und Sinn;
wir leben alle darauf hin.
Es heißt, eine jeder Mensch tritt an
nach einem ganz bestimmten Plan,
schon in den Sternen stünde fest,
wovon er sich hier leiten lässt:

Dem Knaben Lothar ward schnell klar,
was sein spezieller Auftrag war;
analysieren, forschen, finden
und die Prinzipien ergründen,
die diese Welt zusammenhalten
und ihre Stofflichkeit gestalten.

Doch Arbeitsfelder haben Grenzen
bei Forschern von nur zwei, drei Lenzen.
Für erste Tests sind gottlob da
die Instrumente von Papa.
Großtanten haben auch Geräte,
die man sehr gern zerlegen täte,
und lassen sich dann herrlich täuschen
von geisterhaften Bandgeräuschen,
die aus des Küchenschrankes Tiefen
mit Walters Stimme “Hilfe” riefen.
Das Brüderchen ist gut zu brauchen;
man kann es prächtig untertauchen
und testen, ob der kleine Mann
wohl unter Wasser atmen kann.
Auch Schulrats Christel steht parat
als Opfer mancher Missetat:
Ihr Püppchen wird präzis seziert
und dann nicht wieder repariert.
Von wahrem Interesse für junge Entdecker
ist eben nur ein zerlegter Wecker.

Solch klugem Kind, möchte man meinen,
sollt es erstrebenswert erscheinen,
endlich zur Schule gehen zu dürfen,
um dort die Weisheit einzuschlürfen.
Doch Lothar sah erschreckend klar,
dass dies das End der Freiheit war.
Die ersten Lehrer konstatieren,
dies Kind sei kaum zu motivieren,
es fällt ihm schwer, nur zuzuhören,
beginnt dann, andere zu stören.
Wie soll man sich auch konzentrieren
auf Stoffe, die nicht interessieren,
wenn man doch so viel lieber wüsste,
wie Sauerstoff man mischen müsste
und wie viel Wasserstoff man nehme,
damit zur Explosion es käme.

Den guten Freund erkennt der Mann,
steht der Gebrauch von Sprengstoff an.
Hin ist nach schwerer Explosion
von Nachbars Pflaumenbaum die Kron.
Der Jubilar hier ist der Täter,
die Prügel aber kriegt der Peter.
Am Kellerberg beweist das “Kind”,
dass Bänke sehr gut sprengbar sind.
Weil es das Zielen üben muss,
gerät die Wäsche in Beschuss;
als man die Tücher ruiniert,
vorm Zorn der Waschfrau retiriert,
sich erst herauswagt Stunden später,
da trifft es wiederum den Peter.
Gemeinsam kommt man zum Ergebnis,
Silvester wird nur dann Erlebnis,
wenn es aus allen Rohren kracht;
das haben sie dann auch gemacht:
Im Keller geht die Bombe los,
das Haus erbebt, der Lärm ist groß.
Die Türe hat der Druck zerlegt,
die Fenster hat´s hinausgefegt.
Das nimmt man billigend in Kauf,
was soll´s, das Dach ist ja noch drauf.
Das Schulgebäude trifft es schlimmer,
denn der Chemiesaal birst in Trümmer;
auch Hand und Hose gehen zu Bruch
bei Lothars erstem Selbstversuch.

Dann gibt es ja noch andere Sachen,
die Pubertären Freude machen;
erst schaut man hin, weiß nicht so recht,
man sucht das andere Geschlecht.
Selbst das hat Lothar schnell durchschaut,
mit zwölf schon wählt er seine Braut.
Doch nimmt er weiterhin sich Zeit
für seine Bastlertätigkeit.
Vom kleinen Uhu, der “echt” fliegt,
vom Küchenbrett, das Räder kriegt,
bringt er es bald erstaunlich schnell
zur Meisterschaft im Flugmodell,
baut und fliegt alles, in der Tat,
was Motor, Rotor, Düsen hat.
Um abzurechnen ganz genau
bedient er sich der EDV,
mit Monitor, PC und Maus
ist er sein eigenes Softwarehouse.

Bei so vielseitigen Interessen
bleibt wenig Zeit für Wein und Essen,
doch als er spät genug entdeckt,
wie gut der Saft der Traube schmeckt,
vergnügt er lange sich und gern
im Rebengarten unsres Herrn.
Nun wird es langsam höchste Zeit,
den Blick von der Vergangenheit
zu lösen und sich umzudrehen,
der Zukunft ins Gesicht zu sehen.
Jetzt kommen, auch wenn´s keiner glaubt,
die besten Jahre überhaupt.
Was war, war gut, doch eins ist klar;
dass es noch lang nicht ALLES war.